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Jazzfest Berlin 2019

Eröffnung des Jazzfest Berlin 2020 heute abend live im Stream. Anthony Braxton’s sechsstündiges Werk Sonic Genome unter Beteiligung von 60 Musikern aus Berlin und aller Welt wird heute abend im Martin-Gropius-Bau aufgeführt. Wer mangels Ticket oder wegen Halloween nicht vor Ort sein kann, kann den Stream hier anschauen: https://youtu.be/NBSLVPD8AL8 Auch am Freitag und Samstag (1. und 2.11.) gibt es Live-Streams vom Jazzfest Berlin 2020.

Berlinale 2019

Wo aus Wind eine Zukunft wird

Der Film The Boy Who Harnessed the Wind bei der Berlinale Special Gala

Maxwell Simba in der Rolle von William Kamkwamba. Foto: Promo Netflix, Ilze Kitshoff

Weite afrikanische Landschaft, Wind fegt durch einen Schilfhain. Maskentänzer auf Stelzen gehen zu einer Zeremonie. Dorfleben im südostafrikanischen Malawi: ein Junge bekommt eine Schuluniform für die Oberschule geschenkt, der Vater hackt mit einfachstem Werkzeug auf der familieneigenen Scholle. William, der Sohn, liebt es, an elektrischen Geräten zu tüfteln und repariert die Radios der Eltern und Nachbarn. Auf dem lokalen Schrottplatz, womöglich gefüllt mit europäischen Müllexporten, findet sich immer irgendetwas brauchbares. Die Eltern sind Bauern und müssen kalkulieren, können wir uns das Schulgeld leisten oder müssen wir das Geld zurücklegen falls es eine Missernte gibt? Erst gibt es zuviel Regen, dann zuviel Trockenheit, viele Bauern verkaufen gegen den Rat des Dorfchiefs die schützenden Bäume.

Die Missernte kommt, der Junge (Maxwell Simba) darf nicht mehr zur Schule gehen, Hunger nimmt das Dorf in Besitz und beginnt, die Einwohner zu vertreiben. Doch der Junge hat eine Idee, warum nicht den Wind nutzen und ein Windrad bauen, um Strom zu erzeugen und damit eine Autobatterie aufzuladen, die dann eine Pumpe antreibt, mit der das Wasser aus dem Brunnen auf die staubtrockenen Felder geleitet werden kann? Wie das gehen soll, lernt er in der Schulbibliothek, in die sich der Junge heimlich hineinschleicht. Der Vater muss dafür aber sein Fahrrad opfern, einziges Fahrzeug der Familie, der ehemalige Lehrer des Jungen, inzwischen mit dessen Schwester durchgebrannt, spendet den Dynamo seines chinesischen Fahrrads.

Dem britischen Schauspieler und Regisseur Chiwetel Ejiofor (Hauptdarsteller in 12 Years A Slave) ist mit seinem Regiedebüt und einem ausdrucksstarken Casting (bildschön und kraftvoll: Aïssa Maïga als Mutter) ein mitreißender Film gelungen, in dem er selbst den besorgten aber ungebildeten und wissenschaftsskeptischen Vater spielt. Der Film handelt von der unschätzbaren Bedeutung von Bildung für die Fähigkeit scheinbar unabwendbare Probleme zu lösen und damit gutes für seine Community zu tun und schicksalhafte Kreisläufe zu durchbrechen.

Der Film, eine Netflix-Produktion und ebendort demnächst zu sehen, beruht auf der wahren Geschichte und dem autobiografischen Roman von William Kamkwamba. Er hat darin seinen eigenen Werdegang beschrieben: vom tüftelnden Dorfjungen, der mit seinem gegen viele Widerstände selbst gebauten Windrad seinem Dorf eine stabile Wasserversorgung und zwei Ernten pro Jahr beschert hat, zum Schüler, Studenten, zum Absolventen der Umweltwissenschaften und heutigen Innovationsmanager, der in der Pressekonferenz der Berlinale davon träumt, in seinem Land ein Innovationszentrum aufzubauen.

Beim Screening des Films im Friedrichstadtpalast im Rahmen der Berlinale Special Gala erhält der Film, sein Regisseur, die SchauspielerInnen und der Autor des Romans zu Recht minutenlange Standing Ovations. Ein großartiger und inspirierender Film, der nicht nur von der Kraft des Windes und des Erfindungsgeistes, sondern ganz nebenbei auch noch von der spirituellen Kultur, von der Sprachenvielfalt, der weiten Landschaft und den Menschen in Malawi erzählt. Er zeigt einmal mehr, der afrikanische Kontinent und noch viel allgemeiner, die Peripherie jenseits der großen internationalen Metropolen, hat noch viele Geschichten von universeller Bedeutung zu erzählen, dank der Berlinale finden sie auch ein internationales Publikum.

www.berlinale.de

Video der Berlinale Pressekonferenz


Technosphärenklänge #6

Musik und Maschine

22.11.2018 Wie kann Musik auf die Verschränkung von natürlichen, sozialen und technischen Prozessen reagieren? Im Rahmen der Veranstaltungsreihe 100 Jahre Gegenwart beschäftigt sich das Haus der Kulturen der Welt gemeinsam mit dem CTM-Festival mit Künstlern, die diese Frage zu beantworten versuchen.

Unter der Überschrift Technosphärenklänge performen am Freitag (23.11., 20h) die Band Mouse On Mars mit dem Dimensional People Ensemble also vielen Gastmusikern und Sonic Robots von Moritz Geist. Die Choreographen Marco Donnarumma und Nunu Kong lassen in der Performance Alia: Zu tài (Weltpremiere) drei Tänzer mit robotischen Prothesen interagieren. Am Samstag (24.11., 15h) gibt es zum Thema bei freiem Eintritt Vorträge und Gespräche mit Marco Donnarumma, Lingling Chen, Manfred Hild und Nunu Kong, moderiert von Jan Rohlf.

www.hkw.de


Most Wanted Music 2018

AI, VR, AR, XR – alles klar?

Aus der Hand geschüttelt: Raumfahrtprofessorin Kelly Snook mit ihrem Steuerhandschuh. Foto: OHA

9.11.2018. Dies ist der Ort, wo die Zukunft der Kreativität verhandelt wird. Ein ziemlich heruntergerocktes Gebäude in der Mitte Berlins mit dem Bröckelcharme der Nachwendezeit. Die Alte Münze, idyllisch gelegen an der Schleuse am Mühlendamm ist, wohl eines der letzten unsanierten historischen Gebäude, es ist umstellt von neuen oder frisch sanierten alten Immobilien, die allesamt mehr nach Zukunft aussehen als dieses. Dennoch trifft sich hier zwei Tage lang unter der Überschrift Where You Shape The Future of Creativity die (Pop-)Musik- und musikaffine Tech-Branche. Die Berlin Music Commission hat dazu erneut eingeladen unterstützt vom Berliner Senat und der EU. Die Themen, die hier verhandelt werden, betreffen allerdings nicht nur das Pop-Genre, sondern sind für Jazz-, World- oder Klassische Musiker von ebensolchem Interesse.

Ein immer wiederkehrender Grundtenor im Laufe der zwei Tage formuliert Olaf Kretzschmer der Vorstandsvorsitzende der Berlin Music Commission gleich bei der Eröffnung: die Musikwelt müsse die technische Entwicklung mitgestalten und nicht ihr hinterherlaufen oder sich gar von ihr überrollen lassen. Musiker sollten Netzwerke bilden und sich organisieren, ihre Interessen lautstark formulieren. Staatssekretär Christian Richerts ergänzt, dass Kultur ein wichtiger Standortfaktor für Berlin sei und andere weit weniger innovationsfreudige Branchen von den Innovationen der Kreativbranche profitieren würden. Wie er die zumeist finanzschwache und kostengünstige Freiräume benötigende Kreativbranche in der immer enger und teurer werdenden Stadt halten will, verriet er allerdings nicht.

NASA-Technik für die Bühne

In vier Räumen der ehemaligen Münzprägeanstalt werden viele Aspekte des technologischen Wandels auf das Musikgeschäft diskutiert und Innovationen vorgestellt. Die amerikanische Raumfahrtprofessorin und NASA-Mitarbeiterin Kelly Snook führt ihren Kepler Concordia vor. Einen Handschuh mit dem man wie von Geisterhand Musik, Licht, Video oder Effekte erzeugen oder steuern kann. Er ist verbunden mit einer Software, die die Daten des Handschuhs in beliebige Parameter übersetzen kann. Man kann damit genauso Luftgitarre spielen, wie Synthesizer, Sampler oder Lichtanlagen steuern. Snook sieht in ihrer Arbeit nichts anderes als die Fortsetzung der wissenschaftlichen Theorien von Johannes Kepler, für den Musik im 17. Jahrhundert noch ein Teil der grundlegenden Wissenschaften wie Philosophie, Mathematik und Geometrie war und weniger eine individuelle künstlerische Ausdrucksform. Popmusikerinnen wie Ariana Grande durften den Concordia bereits ausprobieren und verwenden. In die Online-Shops soll er möglichst im Sommer 2019 kommen.

Im Panel über Streaming und Playlisten konnte man von Jochen Steffens von der TU Berlin lernen, dass der vertraute oder vertraut klingende Titel bei Streamingdiensten häufiger gewählt wird und flüssig auszusprechende Namen bessere Bewertungen erhalten, als andere, unabhängig von der Musik, die dahinter steht. Auch neutral klingende Songtitel erhielten bessere Bewertungen als Titel mit eindeutig positiv oder negativ besetzten Begriffen.

Die Firma Eventbrite erklärt in einem Vortrag, wie man direkt aus Social Media-Plattformen wie Facebook, Instagram und Youtube oder auch aus dem Stramingdienst Spotify heraus Tickets für Veranstaltungen verkaufen kann, ohne die User auf eine andere Website lotsen zu müssen. Die Firma Soundcharts wiederum durchwühlt die Daten von Facebook, Spotify, itunes und Co., um den Kunden auf einem Dashboard Überblick zu verschaffen über die Zusammenhänge von Charterfolgen, Ticketverkäufen und Social Media-Aktivitäten eines bestimmten Künstlers.

Next big thing oder virtuelles Gimmick?

Auch softskills werden hier vermittelt, ein neuer Stil, die kollektive Führung, die von Hierarchien und sinnlosen Ritualen frustrierten und demotivierten Mitarbeitern (von Tech-Unternehmen) zu verantwortlicher Freiheit und dynamischen Entscheidungen und damit zu neuer Freude an der Arbeit verhelfen will.

Das Musiklabel der Zukunft müsse die veralteten Vertragsstrukturen ablegen und sich den Realitäten der heutzutage häufig kleinteiligen Einnahmen aus Streaming, Download, physichen Verkäufen, Lizenzen stellen und deutlich gesunkenen Produktions- und Vertriebskosten stellen, ist der Tenor beim Panel Label of Tommorrow. Oliver Goedicke vom Label BLCKCHN fasst zusammen, dass es heute drei Optionen für Künstler gibt in den Musikmarkt einzutreten: Vertrag mit einem Major Label, Teilnahme an einer Casting Show oder Zusammenarbeit mit Indie-Label bzw. Selfpublishing. Warum es Label überhaupt noch braucht, erkläre sich nur aus Menge an Aufgaben, die ein Künstler sonst alle selbst übernehmen müsste: neben Komposition, Produktion und Performance auch Booking, Marketing, Social Media-Kanäle bespielen, Videos drehen usw. Wirklich erfolgreich auf all diesen Ebenen kann niemand ganz allein sein, man brauche dafür ein Team.

Das Panel über Cutting Edge Music Marketing beschäftigt sich mit den schönen neuen Abkürzungen der Tech-Welt. VR (Virtual Reality: Künstliche Welten, Avatare u.ä.) sei eher als Gimmick für gelegentliche PR-Erfolge zu sehen. AR (Augmented Reality) könne mit ihrem Mix aus realen Bildern und künstlichen Welten oder Figuren eine unterhaltsame Ergänzung oder gelegentlich auch Ersatz für ein verpasstes Live-Konzert sein. Apps, die Remixe ermöglichen (Björks Biophelia) oder 360°-Aufnahmen könnten Fans begeistern und ergänzen oder ersetzen die Live-CD oder -DVD. AI (Künstliche Intelligenz) könnte z.B. als Messenger-Bot im Bereich Social Media helfen, die vielen Anfragen der Fans automatisch zu beantworten. Großes Potential sehen die Panel-Teilnehmer in den Voice-Assistenten wie Alexa oder Echo, die zukünftig nicht nur sprachgesteuert Songs abspielen könnten, sondern aufgrund der dabei entstandenen Daten, Empfehlungen geben für Neuerscheinungen. Alle Panelteilnehmer glauben, das nächste große Ding stehe kurz bevor, es wird womöglich aus dem XR genannten Cross-Reality-Bereich stammen, der Virtual Reality (VR), Künstliche Intelligenz (AI) und Augmented Reality (AR) clever miteinander verbindet.

Auch im Panel über Immersive Media geht es um die Versprechen, die aus Tools wie den Virtual Reality-Brillen, entstehen. Samsung verspreche in seiner Werbung dem couch potatoe mit VR-Brille das gleiche hochemotionale 360°-Erlebnis, wie dem echten Besucher eines Konzertes. 360°-Videos und -Anwendungen böten viel Potential für die Bindung von Fans, den Bau neuer Instrumente und Interaktivität. Doch um wirklich massenwirksam zu sein, fehlte vielen der Zugang zu VR-Brillen.

Gamer werden zu Co-Komponisten

In vielen verschiedenen Runden wird die Frage nach den Möglichkeiten der AI (Artificial Intelligence) in der Musik gefragt. Prof. Sebastian Stober zeigt in seinem Vortrag Programme auf, die Musik schreiben können oder vorhandene Songs nach Vorgaben verändern, angefangen bei Mozarts Musikalischem Würfelspiel, mit dem personalisierte Walzermelodien entstehen, bis hin zu Jukedeck (kreiert Soundtracks für Videos), Ampermusic (Production Music), Melodrive (adaptive Musik on the fly) oder Jamsketch (kann auf Basis analysierter Soli von Jazzmusikern Melodien erfinden).

Für Komponisten von Musik für Computergames stellt sich das Problem, dass jeder Spieler ein eigenes Tempo hat. Wie kann man also eine Musik schreiben, die dem Spieltempo und der emotionalen Situation des Spiels zu jedem Zeitpunkt entspricht. Eine Software liefert dazu erste vielversprechende Ansätze und macht den Spieler quasi zum Co-Komponisten. Die Ergebnisse der meisten vorgestellten Programme erscheinen noch sehr fragwürdig und rudimentär, emotionslos. Und dies scheint ein Hauptproblem, eine Software, die keine Emotionen hat, kann Emotionen bestenfalls simulieren. Eine Software, die keine kulturelle Bildung und persönlichen Geschmack hat, kann das von ihr selbst produzierte Ergebnis auch nicht beurteilen. In der anschließenden Diskussion kamen die Beteiligten zum Resultat im Augenblick sollte AI daher Musik von Menschenhand ergänzen kann sie aber (noch) nicht ersetzen.

Die Musiker auf der MWM 2018 können aufatmen, noch werden sie gebraucht. Die Frage ist, wie lange noch? Wann übernehmen die Programmierer der Software-Riesen und Plattformbetreiber mittels treffsicherer und intelligenter Algorithmen die Musikproduktion und lassen sie von virtuellen Stars in virtuellen Welten vorführen, um dann den ganzen Gewinn für sich behalten? Noch ist es nicht so weit, aber es wird fieberhaft daran gearbeitet.

www.mwm-berlin.de


Jazzfest Berlin 2017

"In All Languages": Jazzfest veröffentlicht Programm

12.7.2017. Das Jazzfest Berlin veröffentlicht einen ersten Einblick in das diesjährige Programm, das zum dritten und letzten Mal vom britischen Sport- und Jazzjournalisten Richard Williams gestaltet wurde. Es steht unter der Überschrift "In All Languages" nach einem Zitat von Free Jazz-Saxophon-Legende Ornette Coleman und spielt auf die vielen Sprachen an, aus denen der Jazz seit den ersten Aufnahmen im Jahr 1917, also seit 100 Jahren besteht.

Hier die aktuelle Liste der Künstler*innen beim 54. Jazzfest Berlin 2017 vom 31.10. bis 5.11.: Ambrose Akinmusire, John Beasley’s MONK’estra, Nels Cline, Punkt.Vrt.Plastik: Kaja Draksler/Petter Eldh/Christian Lillinger, Empirical, Amir ElSaffar + Zinc & Copper, Heroes Are Gang Leaders, Ingrid & Christine Jensen mit Ben Monder, Amirtha Kidambi & Elder Ones, Geir Lysne + NDR Bigband, Steve Lehman & Sélébéyone, Shabaka & the Ancestors, Dr. Lonnie Smith Trio, Trondheim Voices + Kit Downes, Tyshawn Sorey, René Urtreger, Mônica Vasconcelos, Michael Wollny

Das komplette Programm erscheint am 20. und der Vorverkauf beginnt am 28. September.


Nu Soul

José James holt Konzert nach, XJazz kündigt weitere Highlights an

Foto: Promo Universal Music

Update Juli 2017. Nach der Absage im April wird das Berliner Konzert von José James nun am Mittwoch, 12.7. im Kreuzberger Lido nachgeholt. Mit diesem und einer Reihe weiterer Konzert versucht sich das Berliner XJazz-Team nun nicht mehr nur als Festivalveranstalter, sondern auch als regulärer Konzertveranstalter am nicht gerade einfachen Berliner Veranstaltungsmarkt in den Bereichen Jazz, Black Music, elektronische und zeitgenössische Kammermusik. (14.7. Ed Motta - Quasimodo, 15.7. Stanley Clarke - Quasimodo)

Update Berlin, 17.4.2017. Ein Unfall beim Soundcheck in Berlin verhinderte das Konzert am Ostermontag im Lido und auch das im Hamburger Mojo Club. José James sagte die Konzerte ab und James und sein Team hoffen laut Facebook (facebook.com/josejamesmusic), dass er keine dauerhaften Gehörschäden davongetragen hat.

Berlin, Hamburg, Zürich April 2017.Zum Abschluss des Osterfests melden sich die Veranstalter des diesjährigen XJazz mit einem beachtenswerten Konzert: Jazz- und Soulsänger José James kommt im Duo mit seinem langjährigen Schlagzeuger Richard Spaven und neuem Album ("Love In A Time of Madness") nach Berlin (anschließend auch nach Hamburg und Zürich).

Der Drummer ergänzt sein Set um Electronics. José James wird neben seiner äußerst flexiblen Stimme, die das Jazzcrooning ebenso beherrscht, wie kuscheligen Soul und aggressiven Rock, auch Gitarre, Keyboards und Electronics einsetzen. Vom ursprünglich als zweiteilig geplanten Album ist nun nur der optimistische Teil, der Teil, der sich mit Liebe befasst geblieben. Die Arbeit an dem zweiten Teil, der sich mit dem Rassismuswahnsinn in den USA auseinandersetzt, sei einfach zu deprimierend gewesen, teilt José James mit. Am Ostermontag (17.4.2017) ist er nun in Berlin live zu erleben, tags darauf (18.4.) in Hamburg und eine Woche später in Zürich.

jazzecho.de/jose-james
lido-berlin.de


Free! Music

Musik gegen die Regeln

Berlin, 6.4.2017. Kurator Detlef Diederichsen und Musikwissenschafter Björn Gottstein thematisieren an diesem Wochenend-Festival in Konzerten, Diskussionsrunden, Filmen, Installationen und Performances die Frage "Wie frei kann Musik sein?". Es geht um die Freiheit des Free Jazz, in der elektronischen Musik oder in zeitgenössischer Komposition. Freiheit von Regeln, im Umgang mit Instrumenten, aber auch die Freiheit des künstlerischen Ausdrucks in unterdrückerischen Regimen, wie im Südafrika während der Apartheid. Mit Louis Moholo-Moholo, Conlon Nancarrow, Baloji, Harry Partch, Ornament & Verbrechen, Egyptian Females Experimental Music Session, Rastig/Drescher/Rasmussen, Ensemble Musikfabrik, El Ombligo, Lautari

Free! Music, Haus der Kulturen der Welt, Berlin, 6.4.-9.4.2017
www.hkw.de


Jazz, Soul

Basso agitato Miles Mosley kommt nach Berlin

Seine Waffe ist der Bass und seine Stimme: Miles Mosley. Foto: OHA

Er ist der Bassist mit dem Outfit eines Black Panther aus der Band vom vielgerühmten Tenosaxophonisten Kamasi Washington aus Los Angeles und war in dieser Funktion bereits mehrfach in Berlin zu sehen. Nun kommt der Kontrabassist mit der kämpferischen Attitüde erstmals mit einem eigenen Projekt nach Berlin ins Bi Nuu, den Klub unter dem U-Bahnhof Schlesisches Tor. Die Aufnahmen für Mosleys Album "The Uprising" stammen aus derselben Aufnahmesession des West Coast Get Down Collective, in der auch Kamasi Washingtons "The Epic" entstanden ist. Das Kollektiv steht für einen druckvollen und und teilweise rockigen Mix aus Jazz, Gospel, Soul und Hip Hop.

03.04.2017, Bi Nuu, Berlin, 20:00 Einlass, 21:00 Beginn
www.binuu.de


Nu Jazz, Prog Rock, Electronica

Hypnotische Linien, fette Grooves

Das norwegische Nu Jazz Ensemble der Geschwister Line, Martin und Lars Horntveth namens Jaga Jazzist ist für wenige Termine in Deutschland unterwegs. Ihr Markenzeichen sind hypnotische Linien, fette Grooves und tranceartige Kompositionen. Jazz, Rock und Elektronik gehen hier eine unwiderstehliche Vereinigung ein. Synthesizer, Gitarren, Vibraphon und verschiedene Blasinstrumente erzeugen einen dichten und vielseitigen Klang und das bereits seit über 20 Jahren.

1.12. - Mannheim, Feuerwache, 2.12. - Berlin, Gretchen, 3.12. - Köln, Stadtgarten

soundcloud.com/jagajazzist
ninjatune.net/artist/jaga-jazzist


Jazz, Soul Hip Hop, Electronica

Zehn Jahre Familie mit Biss und Soul

Kaum ist das Jazzfest Berlin 2016 beendet kommt schon das nächste Highlight. Unter der Überschrift Family Reunion feiern die ursprünglich aus Frankreich stammenden Liebhaber von Vinyl, Freundschaft, gutem Essen und natürlichem Wein. Die Veranstalter der J.A.W. Family haben ihren Schwerpunkt im Grenzbereich von Soul, Jazz-, HipHop und Elektronik und präsentieren zum Jubiläum sechs Nächte mit Konzerten und DJ-Performances u.a. mit Robert Glasper, Christian Scott, Gogo Penguin, Gilles Peterson.

Kaum ist das Jazzfest Berlin 2016 beendet kommt schon das nächste Highlight. Unter der Überschrift Family Reunion feiert der Veranstalter im Grenzbereich von Jazz-, HipHop und Elektronik J.A.W. Family mit mit sechs Konzerten und DJ-Nächten. Der Auftakt ist am Dienstag (8.11.) im Berliner YAAM mit der Band des Pianisten Robert Glasper Experiment und der Band von Trompeter Christian Scott aTunde Adjuah und seiner Stretch Music.

Es folgt im Kreuzberger BiNuu unter dem U-Bahnhof Schlesisches Tor Gogo Penguin am 11.11. Im Pariser La Machine du Moulin Rouge spielen die Band Yussef Kamaal und der Detroiter DJ Theo Parrish am 17.11.

Im Kreuzberger Prince Charles gibt es danach drei Abende mit jeweils einem oder zwei Live-Acts und einer Auswahl an Djs. Den Auftakt machen hier am 18.11. der Saxophonist, Steptänzer und Percussionist Idris Ackamoor & The Pyramids aus San Francisco und die Djs Carlos Nino (LA) dj set , Hunee sud Amsterdam und Red Greg London und Floating Points aus London.

Am 19.11. performen Percussionist Carlos Nino & Friends aus Los Angeles und es legen Amila aus Berlin, Dwight Trible vom Label Ninja Tune aus Los Angeles, sowie Abdul Forsyth aus London, Rabih Beaini aus Berlin und Theo Parrish von Sound Signature aus Detroit auf.

Am 20.11. folgen der Londoner Gilles Peterson und das Motor City Drum Ensemble aus Paris mit jeweils einem Jazz Set, die Bands Jameszoo und Yussef Kamaal abgerundet von den Djs KC The Funkaholic aus Amsterdam, MCDE aus Paris und Sadar Bahar aus Chicago.

Die Karten kosten zwischen 23 und 34 EUR, daneben gibt es einen Festivalpass für alle Berliner Abende und einen für das Wochenende im Prince Charles.
08 | 11 | 17 | 18 | 19 | 20 November 2016
jawfamily.com/


Festival

Das Jazzfest Berlin wird weiblich

Bandleaderinnen, Saxophonistinnen und Pina Bausch

Nicht das Saxophon, sondern die Trompete ist ihr Element: Yazz Ahmed. Foto: Promo, Verdon Roe

Das 53. Jazzfest Berlin präsentiert in diesem Jahr eine ganze Reihe von Saxophonistinnen wie Anna-Lena Schnabel, Matana Roberts, Mette Henriette, Ingrid Laubrock, Angelika Niescier und Charlotte Greve. Daneben gibt es teils ganz junge teils bereits gestandene Bandleaderinnen wie die Pianistin Aki Takase, die Pianistin Myra Melford, die Sängerin Julia Holter, die Pianistin Eve Risser, oder die Trompeterin Yazz Ahmed mit ihren Ensembles zu hören. Matana Roberts wird im Martin-Gropius-Bau in dem nachgebauten Probenraum von Pina Bausch der Tanzikone ein musikalisches Denkmal setzen.

Ach ja, ein paar Männer dürfen bei dem vom Engländer Richard Williams kuratierten Festival auch auftreten: Sänger Michael Schiefel, Trompeter Wadada Leo Smith, das seit jeher ausschließlich männlich besetzte Globe Unity Orchestra und das ebenfalls rein männlich besetzte Ensemble der HR-Bigband mit Pianist Nik Bärtsch. Puh, ein bißchen Testosteron und Männerbünderei ist also doch noch erlaubt, bei der zweiten Ausgabe des Jazzfest Berlin unter dem neuen (männlichen) Leiter. Folgende Frage an die (männliche) Intendanz der Berliner Festspiele liegt nun auf der Hand: wann kommt eigentlich die erste Jazzfest-Leiterin? Warum es die bisher noch nicht gab, das aber bald anders sein wird, und mehr zum Thema Frauen in Jazz und Kultur wurde in der Auftaktveranstaltung des Jazzfests besprochen und findet sich in folgender Studie in Buchform vom Deutschen Kulturrat: Frauen in Kultur und Medien - Ein Überblick über aktuelle Tendenzen, Entwicklungen und Lösungsvorschläge. Daneben ging es bei der Podiumsdiskussion im Festspielhaus auch um die aktuelle Situation der Jazzmusiker in Deutschland und wie man im Club-, Festival-, und Förderdschungel überlebt: Jazzstudie 2016 des Jazz Institut Darmstadt, der IG Jazz Berlin und der Union Deutscher Jazzmusiker.

US-Prominenz darf auf einem Jazzfest natürlich auch nicht fehlen, wie das Trio Jack de Johnette, Matt Garrison und Ravi Coltrane, und das Duo von Saxophonist Joshua Redman und Pianist Brad Mehldau - alle fünf US-Jazzpromis ebenfalls mit XY-Chromosomen. "Konversationen" ist eines der Themen des diesjährigen Jazzfest Berlin, man müsste "über Gender" ergänzen, denn die Konversationen des Publikums und auch der Musiker und Musikerinnen werden bestimmt davon handeln, ob und wenn ja, welchen Einfluss das Geschlecht auf die Musik im Allgemeinen und den Jazz im Besonderen hat. Den jungen Alexander von Schlippenbach befragen wir dazu lieber nicht! Der reife hat dank seiner prominenten und künstlerisch integren Frau fraglos dazu gelernt.

Jazzfest Berlin 2016 vom 1. bis 6. November
www.berlinerfestspiele.de


Buch

Blutige Unterarme, übertönte Klaviere

Deutschland-Premiere des Buches über Irène Schweizer

Passend zum Thema des aktuellen Jazzfest Berlin 2016 hat Journalist und Musiksoziologe Christian Broecking ein neues Buch auf den Markt gebracht. Mehr...


Oper

Wahnsinn Belcanto

Am Samstag, 26. November 2016, feiert die Oper Leipzig die Premiere von Gaetano Donizettis „Lucia di Lammermoor“ in der Regie von Katharina Thalbach.

Die Schauspielerin und Regisseurin hat bereits 15 Opern inszeniert und arbeitet hier an dem "tragischen Belcantoklassiker um zwei Liebende, die durch eine Familienfehde aufgerieben, in den Wahnsinn und letztendlich in den Tod getrieben werden. Nah an der Romanvorlage von Walter Scott entführt die Regisseurin in die schaurig-schönen Weiten Schottlands des 19. Jahrhunderts, der Entstehungszeit der Oper," verkündet die Oper Leipzig. Musikalischer Höhepunkt sei Lucias berühmte Wahnsinnsarie, mit ihren spektakulären Koloraturen gesungen von Anna Virovlansky.

Karten unter www.oper-leipzig.de.


Pop

Ich will doch nur gefallen

Preis für Popkultur erstmals vergeben

Berlin, 9.9.2016. Mit den Textzeilen „Ich bin ein Produkt, ich will, dass ihr mich schluckt“ und „Ich will doch nur gefallen“ eröffnete die junge Band Isolation Berlin eine neue Musikgala. Sie pflegen Punkattitüde mit handbeschriebener Lederjacke und sauteuren Rock-Yuppie-Gitarren. Am Freitagabend wurde im Berliner Tempodrom erstmals der Preis für Popkultur vergeben.

Der Preis des neu gegründeten Vereins zur Förderung der Popkultur (in Deutschland) soll eine Alternative sein zu bereits vorhandenen von der Major-Musikindustrie dominierten und allein von Verkaufszahlen angetriebenen Musikpreisen wie dem Echo. Der Preis für Popkultur sei das „Ergebnis eines ausgewogenen, transparenten und zu jeder Zeit maximal demokratischen Prozesses“, so der Verein. Abstimmen dürfen hier nicht die Fans, die Käufer oder das Publikum, sondern nur die Mitglieder des Vereins.

400 Vereinsmitglieder, darunter Manager von Sony Music, der ZDF Kulturredaktion, dem Kulturmagazin Intro oder der PR-Agentur Check Your Head haben über 715 Nominierte abgestimmt. Gewonnen haben Kraftwerk mit einem Preis für ihr Lebenswerk, zwei Mal Moderat in den Kategorien Lieblingsband und Album des Jahres (Titel: Moderat III), Casper feat. Dagobert und Blixa Bargeld in der Kategorie Lieblingslied mit Lang lebe der Tod.

Moderiert wurde der Abend vom ründlichen Selbstdarsteller und Sänger aus Hamburg Bernd Begemann, der mit einer Stimme und einem Auftreten zwischen Mafiapate und verzweifeltem aber gutem Onkel punktete und unterhielt. Es gab Live-Auftritte von Drangsal (Gewinner der Kategorie Hoffnungsvollster Newcomer), Bosse (Gewinner der Kategorie Lieblings-Solokünstler) und Boy, die sehr wohltuend gleich jeweils mehrere Songs performten und dem sehr energetischen Casper, zu dem sich überraschenderweise Blixa Bargeld, Sänger der Einstürzenden Neubauten, gesellte.

Die Schlagerszene muss draußen bleiben

Die Kanadierin Peaches erhielt zwar einen Preis (Lieblingskünstlerin, ebenso Mine), blieb aber der Veranstaltung fern, ebenso die Elektroniklegende Kraftwerk, die eine geradezu ausufernde Laudatio von Musikproduzent Daniel Miller (u.a. Depeche Mode) erhielten, und auch Moderat fehlten, was sicher ein Schwachpunkt der Veranstaltung war, aber zum einen Tourneeplänen, zum anderen dem noch zu erarbeitenden Vertrauen und Renomée geschuldet ist. Katja Lucker, Musikbeauftragte des Berliner Senats, ehrte die Flüchtlingskampagne Refugees Welcome und mokierte sich zu Recht über zu wenige Künstlerinnen in Programm und bei der Preiswürdigung.

Preis für Popkultur ist sicher ein etwas zu hoch gegriffener Titel für die Verleihung, die sich im wesentlichen auf derzeit angesagte Popmusik beschränkt und darüber hinaus keine Ambitionen in Richtung Jazz, Experimentelle Neue Musik, Tanz, Literatur, Kabarett-Comedy oder Kunst gezeigt hat. Nicht einmal die Kategorie Lieblings-DJ gibt es, geschweige denn Lieblingsmedien, – Games oder -Apps. Immerhin gibt es die Kategorie Lieblinggeschichte, in der Komödiant Jan Böhmermann (ebenfalls abwesend) mit seinem umstrittenen und nun auch prozessbehafteten Schmähgedicht gewann.

Ist dieser Preis nun repräsentativer, aussagekräftiger und weniger klüngelhaft als der Echo? Wahrscheinlich nicht, hier klüngeln nur einfach mal ein paar andere vielleicht etwas hippere Player des deutschen Musikbusiness (und die verhasste, aber leider so erfolgreiche Schlagerszene muss draußen bleiben). Auch die Anzahl der Kategorien ist noch reichlich übersichtlich und verdammt, warum hatte ich kein After-Show-Bändchen? Aber das war ja erst der Auftakt und noch dazu ein sehr hoffnungsvoller. Oliver Hafke Ahmad

www.preisfuerpopkultur.de/


Wassermusik 2016 – Die andere Karibik

Country aus St. Lucia, Rock aus Mexiko

Auf der Bühne und im Film: Die Sängerin Calypso Rose. Foto: Promo HKW, Richard Holder

Berlin, 7.7.2016. Auch in diesem Jahr findet wieder an vier Wochenenden das Festival Wassermusik im Berliner Haus der Kulturen der Welt statt. Diesmal widmet sich das Festival von Detlef Diederichsen mit Konzerten, Filmen und einer Lesung der „anderen Karibik“, also überraschenden Musikprojekte und Stilmischungen von weniger bekannten Künstlern und Orten jenseits der bekannteren Inseln und Stars aus Jamaika und Kuba.

Der Eröffnungsabend am Freitag 8.7. bringt allerdings ein Wiedersehen mit dem jamaikanischen Gitarristen Ernest Ranglin. Der kommt zu einer Abschiedstournee und hat den ebenfalls lange nicht mehr in Berlin gehörten britischen Saxophonisten Courtney Pine, sowie den senegalesischen Sänger Cheikh Lo im Gepäck. Am selben Abend gibt es Dub-Poetry des auf Trindidad geborenen und in Brixton lebenden Roger Robinson, der damit in die Fußstapfen des legendären Linton Kwesi Johnson tritt. Am Samstag (9.7.) folgen Elkin Robinson mit Calypso, Reggae und Zouk von einer ehemaligen Pirateninsel vor Nicaragua und Guayo Cedeno mit Surf-Jazz aus Honduras.

Die kommenden Wochenenden bringen karibische Country-Musik von der Insel St. Lucia (L.M. Stone) und Calypso Rose aus Tobago, Trinidad und im Anschluss ein Filmporträt über die Calypso-Queen (Fr. 15.7.). Mit Bituin wird am Sa 16.7. lateinamerikanisches Liedgut auf experimentelle Klänge treffen und der Saxophonist Jacques Schwarz-Bart seine haitianische Version von Modern Jazz aufführen. Auch am Sonntag 17.7. vermengen sich Jazz und haitianische Rhythmen in der Band We All Break von Schlagzeuger Ches Smith. Mit „Die Mondmaschine“ führen die Brücder Teichmann am selben Abend gemeinsam mit acht weiteren Musikern aus Mexiko, Panama, Costa Rica und Guatemala ein DJ-Culture meets Videokunst-Projekt auf. Sie performen live zu einem „surreal-poetischen“ Film. Anschließend kann man die Dokumentation „Lee Scratch Perry's Vision of Paradise“ von 2015 sehen.

Digitale Karibik mit Systema Solar. Foto: Promo HKW, Velaquia Estudio

Die letzten beiden Wochenenden haben dann noch das Elektro-Cumbia-Projekt Systema Solar im Programm, die Hamburger Latin-Punk-Formation Estrellas de Carla (22.7.), den Steel-Drum-Meister Andy Narell mit seinem Sakésho-Projekt und Berlins Kalypso Katz trifft auf Soca-Stars aus Trinidad (23.7.).

Und zum Abschlusswochenende kommen 50 Jahre nach ihrer Erstgründung die Vikings de la Guadeloupe (29.7.) wieder zusammen und mit Sonex am 30.7. eine Band aus Mexiko die Indie-Rock, Hip-Hop und Funk mit traditionellem Son Jarocho verbinden. An jedem Abend gibt es auch einen Film zu sehen, u.a. „Pan! Our Music Odyssey“ über die Entstehung der Steel-Drum-Szene auf Trinidad (23.7.) oder über ein Dorf in Kolumbien gegründet von einstmals entlaufenen Sklaven („Del Palenque de San Basilio“, 22.7.). Alle Konzerte finden auf dem Dach und im Restaurant des Haus der Kulturen der Welt statt.

Das Team um Detlef Diederichsen bietet mit dieser vielversprechenden Ausgabe der Wassermusik wieder ein äußerst spannenden Einblick in Musikwelten, die im normalen Pop-Konzertgeschehen zumindest so konzentriert nicht erlebbar sind und macht das HKW auch in diesem Sommer wieder zu einem Mekka für Musikinteressierte. Oliver Hafke Ahmad

Wassermusik 2016 - Die andere Karibik
Haus der Kulturen der Welt Berlin, 8.7. bis 30.7.2016
www.hkw.de


Festival Jazzdor Strasbourg-Berlin

Zum zehnten Mal "Vive le Jazz!"

Melancholiker, Improvisator, Viirtuose: Dominique Pifarély. Foto: OHA

Berlin, 2.6.2016. Bereits zum zehnten Mal findet in Berlin das Festival Jazzdor Strasbourg-Berlin statt. Festivalleiter Philippe Ochem bringt einmal mehr an vier Abenden zwei bis drei französische und französisch-deutsche Gruppen auf die Bühne des Kesselhauses und greift dabei nicht auf das Mainstream-Jazz-Entertainment der Major-Labels zurück, sondern bietet echte Entdeckungen. Ochem hat erneut zumeist hochvirtuose Musiker in den Grenzbereichen von Jazz, Freier Improvisation, Neuer Musik ausgewählt, hier und da mit gewissen ethnischem Klangkolorit, Musik mit Anspruch, aber keineswegs verkopft. Wer in Berlin nicht dabei sein kann, kann die Mitschnitte aller Konzerte in der kommenden Woche auf DeutschlandRadio Kultur nachhören.

Nach dem Eröffnungsabend mit der „Symphonie Déjouée“ von Bernard Struber und Schlagzeuger Dejan Terzics „Axiom“-Projekt mit Chris Speed am Saxophon und Bojan Z am Piano folgte am Mittwoch das Zusammentreffen der Generation in den Personen von Joachim Kühn (Piano) und der inzwischen auf Berliner Festivals unvermeidliche Émile Parisien. Der legendäre deutsche Pianist und der junge französische Sopransaxophonist hatten sich zuvor bei Aufnahmen für das Label ACT, die im September erscheinen sollen, warm gespielt. Kühn, inzwischen 72jähriger Musiker mit Wohnsitz auf Ibiza, der sonst mit Festivalpartnern aus logistischen Gründen gerne mal einfach am Telefon probt, versteht sich mit Parisien traumwandlerisch gut.

Der Donnergott am Flügel (Joachim Kühn) und sein junger wilder Vogel (Emile Parisien) im musikalischen Sturm. Foto: OHA

Parisien beeidruckt mit seinem warmen Sound, an intimen Stellen scheint er fast in das Mikrofon kriechen zu wollen, um dann wieder an anderer Stelle geradezu zu explodieren und unter ganzem Körpereinsatz komplexe Linien aus sich herauszuschleudern, während Kühn ebenso komplexe und gewohnt hochenergetische Klangkaskaden vom Klavier hinzufügt.

Nicht minder raffiniert geht es beim Violinisten Dominique Pifarély zu. Der Melancholiker hat ein Quartet dabei, das ebenfalls im besten Sinne musikalisch miteinander verwoben und verwachsen zu sein scheint. Trotz vieler Noten und keineswegs eingängiger Melodien wirkt kein Ton zu viel. Der Kontrabass von Bruno Chevillon singt und hüpft durch die Lagen und bietet nicht einfach nur ein tiefes Fundament, sondern ist ein zweites Melodieinstrument im ständigen Zwiegespräch mit den eindringlichen Linien von Pifarély.

Minimal Music und intensive Soli: Sylvain Rifflet "Mechanics". Foto: OHA

Im leuchtend roten Mantel steht Saxophonist Sylvain Rifflet mit seiner Band „Mechanics“ auf der Bühne. Doch hier gibt es keinen Western-Show-Down, sondern an Minimal-Music geschulte Kompositionen, in die dann aber Jazz-Rock artige Emotionen einbrechen und zu wilden Soli an Querflöte (Joce Minniel), Gitarre (Phillipe Gordiani) und eben Saxophon führen. Bemerkenswert ist auch Schlagzeuger Benjamin Flament, der das Standard-Set erweitert hat um zahlreiche gestimmte Glocken, Becken und Marimba-Teile, die ihm nicht nur ein rhythmisches, sondern ein wirklich melodisches Spiel erlauben.

Am Donnerstag konnte man die Flötistin Naissam Jalal und ihre Rhythms of Resistance, das gemeinsam Projekt der Ceccaldi-Brüder mit den Berliner Musikern Ronny Graupe und Christian Lillinger und das Projekt Electric Vocuhila erleben.

Melodien und Klänge aus dem Koffer: Perkussionist Benjamin Flament. Foto: OHA

Am Freitag endet das Festival mit dem Duo von Pianist Roberto Negro & Violinist Théo Ceccaldi, dem Trio Poco Loco und dem Bal des Fuaux Fréres feat. Marc Ducret. Hier wird das Festival dann mal weniger kammermusikalisch klingen, als vielmehr ordentlich grooven. Nach Konzerten auf Straßenfestivals, in Gefängnissen und Clubs kommt das siebenköpfige Ensemble (darunter vier Bläser) erstmals nach Deutschland und spielt zum Tanz auf. Ob das mit dem nicht mehr ganz jungen Publikum des Festivals auch klappt, auch darauf darf man gespannt sein.
Oliver Hafke Ahmad

www.jazzdor-strasbourg-berlin.eu

www.deutschlandradiokultur.de


Kartenverlosung zum Pre-Release-Konzert

Astrid North stellt neues Album vor

Foto: Promo (Christian Isachsen)

Die Berliner Sängerin und Songwriterin Astrid North stellt am 21.5.2016 in einer exklusiven Show in der Berliner Bar jeder Vernunft ihr neues Album "Precious Ruby" vor, das im September erscheinen soll. Hier verlosen wir zwei mal zwei Freikarten. Wie hieß die Band, mit der die Sängerin Astrid North bekannt wurde? Mailantwort an redaktion@gefläshed.de, die Gewinner werden bis heute (21. 5.2016 um 14:00h) per Mail benachrichtigt.

21.5.2016, 20 Uhr Beginn, Bar jeder Vernunft Berlin
www.bar-jeder-vernunft.de


Jazzahead 2015: Importweltmeister Deutschland

Carmen Souza im Bremer Schlachthof, Foto: Jazzahead / Jens Schlenker

Update 28.4.2015. Am letzten April-Wochenende fand in Bremen zum zehnten Mal die Fachmesse Jazzahead statt. Neben halbstündigen Showcase-Konzerten im Laufe des Tages, gab es zahlreiche Messestände von Künstleragenturen, Musikexportbüros, Musikstudios, Verlagen und anderen Institutionen aus dem Bereich Jazz, World Music und improvisierte Musik. In diesem Jahr besuchten laut Angaben des Veranstalters 3000 Fachbesucher die Messe und ihre 929 Aussteller. Zu den Showcases und abendlichen Konzerten, die auch der Öffentlichkeit zugänglich sind, kamen angeblich 16.000 Besucher, das sind 3.500 mehr als im vergangenen Jahr. 13 der Konzerte aus dem Bremer Schlachthof können auf Arte Concert online angeschaut werden. Mehr...


Bob Marley zum 70. Geburtstag: Live-Mitschnitt aus Boston von 1978

Am 13. Februar wäre er 70 Jahre alt geworden: Robert Nestor Marley, genannt Bob. Der jamaikanische Sänger, Gitarrist und Songwriter hat auch Jahrzehnte nach seinem Tod im Jahr 1981 nichts von seiner Faszination und vor allem seine Musik und Performance nichts von ihrer Dringlichkeit verloren. Das ist es, was wir in der DVD- und CD-Box „Easy Skanking in Boston '78“ hören und sehen können, die eine Reihe von Wiederveröffentlichungen von Bob Marley-Material in diesem Jahr einläutet. Mehr...

Die Freiheitssuite wird ausgebuht

Lautstarke Buhrufe und empört den Saal verlassene Zuschauer verhageln die Galavorstellung der WDR Big Band mit Sänger Kurt Elling am Samstagabend beim Jazzfest Berlin 2014, und das auch noch während einer landesweiten Live-Übertragung in den ARD-Radioanstalten und ausgerechnet beim Aufführen der Freedom Suite. Mehr...


Fotos: Manuel Miethe (links), Anna Webber (rechts)

50 Jahre Jazzfest Berlin

Am heutigen Donnerstag startet die Jubiläumsausgabe des Jazzfest Berlin. Unter dem Motto "50 Jahre Jazzfest Berlin" führt der Gitarrist und Saxophonist Elliott Sharp das Auftragswerk Tribute: MLK Berlin '64 auf.

Die Komposition ist nicht nur ein Tribut an die vor 50 Jahren eröffneten Berliner Festwochen und ersten Berliner Jazztage, sondern an den Bürgerrechtler Martin Luther King, der diese Erstausgabe des heutigen Jazzfest damals mit einem persönlichen Vorwort bedachte. Warum allerdings für diese Aufgabe kein afroamerikanischer Komponist ausgewählt wurde, bleibt ein Rätsel des aktuellen Künstlerischen Leiters Bert Noglik, der diesen weltweit beachteten Top-Job der deutschen Jazzszene nach drei Festivalausgaben schon wieder aufgibt. Der afroamerikanische Saxophonist Denys Baptist musste seinen MLK-Tribut Now Is The Time - Let The Freedom Ring! bereits im Oktober beim Tag für Martin Luther King, Jr. vor fast leerem Haus aufführen.

Bis Sonntag gibt es nun täglich mehrere Konzerte in Großen Saal des Festspielhauses, im Jazzklub A-Trane und in der Akademie der Künste zu sehen. Highlights sind die Würdigungen des in Berlin verstorbenen Saxophonisten und Klarinettisten Eric Dolphy durch Aki Takase, Alexander von Schlippenbach und Silke Eberhard, der Auftritt des Sängers Kurt Elling mit der WDR Big Band, der Saxophonist und Rapper Soweto Kinch und die Free Jazz Konzerte von The Thing und dem Fire! Orchestra. Spannend wird sicher auch das Fats Waller-Tribut von Pianist Jason Moran und Die Engel- Vier Kurzopern von Ulrich Gumpert und Jochen Berg, entstanden kurz vor dem Mauerfall 1988.

Die ursprünglich geplanten Konzerte von Saxophonist Benny Golson müssen aus gesundheitlichen Gründen abgesagt werden und wurden ersetzt durch Saxophonist und Sänger Archie Shepp, der allerdings bereits im letzten Jahr beim Jazzfest spielte.


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Mehr Infos und Links zum Album unter www.oliverhafkeahmad.de


 
     





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