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Blutige Unterarme, übertönte KlaviereDeutschland-Premiere des Buches über Irène SchweizerBerlin, Oktober 2016. Passend zum Thema des aktuellen Jazzfest Berlin 2016 hat Journalist und Musiksoziologe Christian Broecking ein neues Buch auf den Markt gebracht. Doch Premiere feierte dieses Buch nicht in der Wahlheimat des Autors und auch nicht beim Berliner Jazzfest, sondern in der Provinz, pardon in der Metropolregion Heidelberg-Mannheim-Ludwigshafen beim Enjoy Jazz Festival, das noch bis zum 11.November andauert. Dort wurde die biographische Studie unter der Überschrift Dieses unbändige Gefühl der Freiheit über Irène Schweizer - Jazz, Avantgarde, Politik erstmals in Deutschland vorgestellt. Es ist ein unfangreiches Werk, dessen Entstehung drei Jahre lang von der Hochschule Luzern finanziert wurde. Die schweizer Hochschule ermöglichte Christian Broecking zahllose Reisen zu Weggefährten der Pianistin und Schlagzeugerin, um sie zu interviewen und die Gespräche anschließend zu transkribieren und vor allem thematisch zu ordnen. Warum ist nun Irène Schweizer knapp 500 Seiten wert? Sie ist eine der ersten namhaften Jazzpianistinnen aus der Schweiz, ist bis heute aktiv, hat sich in der europäischen Free Jazz Szene einen Namen gemacht und nie einen Hehl daraus, dass sie zwar gerne mit Männern musiziert, aber lieber mit Frauen zusammen lebt. In dem Buch erfahren wir viel über den Aufbruch in den 60ern, über die Frauenfeindlichkeit vieler Free Jazz Musiker, die Eifersucht der Männer auf die ersten Frauenensembles und deren Erfolge bei Festivals und Medien, und wir erfahren viel über den ständigen Kampf der freien Szene um Aufnahmen, Auftrittsorte und Anerkennung für die experimentelle Version des Jazz. Und über den oft verlorenen Kampf sich selbst zu hören im Zusammenspiel mit brüllenden Saxophontitanen wie Peter Brötzmann. Zu Wort kommen Musiker wie Brötzmann, Conny Bauer, Joelle Leandre oder Marilyn Crispell und Festivalmacher wie John Corbett oder Plattenboss Patrick Landolt. Irène Schweizer setzte sich für die Abschaffung der Apartheid in Südafrika ein, wurde dafür vom schweizer Geheimdienst überwacht und entwickelte sich musikalisch stets weiter, weg vom Powerplay der frühen Jahre mit blutig gespielten Unterarmen, hin zu filigraner Rhythmik und südafrikanischen Melodien. Zahlreiche Fotos, eine Diskographie, eine Zeittafel und ein Namensverzeichnis runden dieses Werk ab und bilden insgesamt mehr als nur eine Biographie von Irène Schweizer, es ist vielmehr das Porträt der europäischen Free Jazz Szene aus dem biographischen Blickwinkel der Pianistin aus der Schweiz. Christian Broecking, Dieses unbändige
Gefühl der Freiheit. Irène Schweizer - Jazz, Avantgarde, Politik, Broecking Verlag Jazz, Gospel & Soul unter einem HutDie erste Biografie des Sängers Gregory Porter ist in Deutschland erschienen. Ab 1. Juli tourt er mit Orchester durch Deutschland.Juni 2015. Der Berliner Musikjournalist und Soziologe Christian Broecking hat mit Gregory Porter – Jazz, Gospel & Soul das erste biografische Werk über den amerikanischen Sänger vorgelegt und wählt dabei eine ungewöhnliche Form. Auf den ersten 20 Seiten wird das Leben des Sängers zusammengefasst, dessen Markenzeichen ein Hut über einer den gesamten Kopf bedeckende Sturmkappe ist und der erst mit Ende 30 seinen Durchbruch hatte. In einem Alter, in dem manche Popstars längst wieder in Vergessenheit geraten sind oder ihr zweites oder drittes Comeback versuchen.
Bereits auf diesen ersten Seiten macht Broecking klar, in welcher Reihe von Künstlern er Gregory Porter sieht: Nat King Cole, Abbey Lincoln, Stevie Wonder, Wynton Marsalis. Cole gehörte zu den frühen Vorbildern von Gregory Porter, Sängerin Abby Lincoln habe eine besondere emotionale und politische Dimension und Stevie Wonder adelte Porter mit einem gemeinsamen Bühnenauftritt. Trompeter Wynton Marsalis holte Porter immer wieder ans New Yorker Lincoln Center, den Weihetempel des amerikanischen Jazz. Versprechen an Mamas SterbebettGreogorys Mutter war sein erster großer Fan. Die Krankenschwester, Predigerin und Missionarin ließ Porter in der Kirche und zuhause Gospels singen. Auch vor dem alltäglichen Rassismus in der kalifornischen Kleinstadt Bakersfield schützte die Mutter Porter und seine vier Brüder und die Schwester- vor dem Kinderfenster brannte auch mal ein Ku-Klux-Klan-Kreuz. Sie bat ihn schließlich auf dem Sterbebett nicht Stadtplaner, sondern professioneller Sänger zu werden. Den Wunsch hat Gregory Porter inzwischen längst erfüllt und mit der Ballade „Hey Laura“ oder dem Souljazz-Song „Liquid Spirit“ sogar Hits für die Musikrotation von Popradiostationen kreiert. Ein russischer Konzertagent ist der erste, der Porter nach seinem Umzug nach New York und Jahren als Sänger in kleinen Clubs und noch ohne richtiges Album für Konzerte in Russland für große Konzerthallen bucht, mit Erfolg. Anschließend entdeckte ihn das New Yorker Independant Label Motéma und Gregory Porters Karriere nahm 2010 mit dem Album „Water“ und einer Grammy-Nominierung dafür endlich Fahrt auf. Die entspannte und gleichzeitig emotional mitreissende Baritonstimme des damals bereits 39jährigen, die Mischung aus Jazz, Soul und Gospel überzeugte sofort Kritiker und Publikum und Porter ist seither Stammgast im internationalen Festivalzirkus. Russe entdeckt PorterBroecking führte für das Buch zwei Interviews mit Gregory Porter, die hier im zweiten Teil des Buches erstmals erscheinen. Ergänzt wird der Band im dritten Teil um Interviews mit Trompeter Nat Adderley, den Sängern Oscar Brown Jr. und Gil Scott-Heron sowie Sängerin Abbey Lincoln. Es geht um das Lebensthema der journalistischen und wissenschaftlichen Arbeit von Christian Broecking, den Zusammenhang von Rassismus in den USA, der Bürgerrechtsbewegung, die diesen bis heute bekämpft und den Einfluss, den die Musiker auf diese Befreiung von den Spätfolgen der Sklaverei und der Segregation haben, und wie dieser Komplex bis heute auf Jazz, Soul aber auch HipHop nachwirkt. Gregory Porter – Jazz, Gospel & Soul ist ein lesenswertes Buch nicht nur für alle Porter-Fans, sondern auch für Interessierte an Jazzhistorie, Black History und den aktuellen Auseinandersetzungen um Rassismus in den USA. Oliver Hafke Ahmad Christian Broecking Gregory Porter – Jazz, Gospel & Soul, Broecking Verlag, facebook.com/gregoryporterbuch Gregory Porter live: 01.07.2015 Berlin - Zitadelle Spandau, 02.07.2015 Straubing, 03.07.2015 München, 04.07.2015 St. Goarshausen, 09.07.2015 Stuttgart, 14.07.2015 Linz, 15.07.2015 St. Margarethen, 19.07.2015 Neuhardenberg, 24.07.2015 Elmau, 25.07.2015 Kiel Neuauflagen: Clarinet Bird und Marsalis-KomplexIm Berliner Broecking Verlag sind gleich zwei Bücher in erweiterter Neuauflage erschienen. Der Klassiker zum Thema Jazz und die Bürgerrechtsbewegung Marsalis Faktor vom Verleger Christian Broecking und die biographischen Gespräche von Journalistin Maxi Sickert mit dem Klarinettisten Rolf Kühn Clarinet Bird. Maxi Sickerts Jazz-Gespräche mit Rolf Kühn sind jetzt nicht nur als Hardcover zu haben, sondern haben auch die Ergänzung um ein weiteres Kapitel erhalten. Es beschreibt die Entwicklung von Rolf Kühn in den letzten fünf Jahren seit der Erstveröffentlichung. Christian Broeckings Marsalis-Komplex ist nun ebenfalls als Hardcover erhältlich. Das Standardwerk zum Thema Jazz, Rassismus und Entwicklung der Bürgerrechtsbewegung bis heute ist nun im 50. Jahr der Abschaffung der Rassentrennung in den USA in neuer Auflage erschienen. Dr. Broecking beschreibt anhand der zahlreichen Gespräche mit afroamerikanischen Jazzmusikern und -Kritikern deren emotionale und politische Verfasstheit und den Einfluss der Rassismusdebatte auf ihre Musik. Nicht alle Musiker jubeln über das Ende der Segregation, manch einer wünscht sich den Zusammenhalt und die kulturelle Fruchtbarkeit in den einst nach Rassen getrennten Communities zurück. Ein Schelm wer hier an die Ostalgie manch Ostdeutscher denkt. |
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